Trainings-Wohngruppe

Im Internat der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Neuwied wohnen Kinder und Jugendliche mit sehr unterschiedlichen Kompetenzen im Hinblick auf eine selbstständige Lebensführung. Ziel der Internatserziehung ist eine den Fähigkeiten eines jeden Einzelnen angemessene möglichst weitgehende Selbstständigkeitsentwicklung. Um einzelne Jugendliche auf eine vollständig eigenständige Lebensführung vorzubereiten, hat das Internat der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte sich die Aufgabe gestellt, eine geschlechtsgemischte Trainingswohngruppe (TWG) für bis zu 4 sehbeeinträchtigte / blinde Jugendliche ab 16 Jahre in einem Wohnhaus (1. Stock des Hausmeisterhauses) der Landesschule eingerichtet.

Ist im Laufe der Jahre aufgrund der Verweildauer im Internat ein Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung erreicht, das den Jugendlichen ermöglicht, den Alltag weitgehend selbstständig zu bewältigen, sollte die Präsenz der pädagogischen Fachkräfte weitgehend reduziert werden.

Das Leben in einer Wohngemeinschaft hat zum Ziel, am Ende von Schule oder Ausbildung selbstständig und eigenverantwortlich wohnen und handeln zu können.

Grundlage unserer Pädagogik sind die Anerkennung der individuellen Persönlichkeiten und die unterschiedlichen Vorerfahrungen der zu betreuenden Jugendlichen. Wir sehen unsere Aufgabe in der Unterstützung der Handlungs- und Leistungsfähigkeit der Jugendlichen.

Eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen der Ziele ist das Schaffen einer Atmosphäre in einer kleinen Wohngemeinschaft, in der die Jugendlichen emotionale Geborgenheit und Sicherheit erleben und ein Verantwortungsbewusstsein entwickeln können. Ausgangspunkt einer Lebens- und Berufsplanung ist eine realistische Einschätzung eigener Fähigkeiten und Möglichkeiten der Gestaltung einer zukünftigen Wohn- und Lebenswelt.

Das Leben in einer Trainingswohngruppe soll zu einer besseren Entwicklung der Selbstständigkeit führen und jeden Einzelnen trotz seiner Beeinträchtigung befähigen, sein Leben eigenständig gestalten und organisieren zu können.

Unsere Leistungen in diesem Bereich können folgendes umfassen:

Das Erlangen der sozialen Kompetenzen wie Toleranz, Rücksichtnahme, Selbstbewusstsein, ist von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Lebensgestaltung und steht in engem Zusammenhang zu dem Bereich der alltagspraktischen Fähigkeiten. Gerade diese genannten Gesichtspunkte sind besonders für Sehbeeinträchtigte wichtig, da diese sich weitgehend in einer visuell ausgerichteten Welt zurechtfinden müssen. Blindheit und Sehbehinderung können die soziale Interaktion wesentlich erschweren. Sind bisher Schwierigkeiten unter der Vermittlung von Betreuern gemeistert worden, müssen zukünftig solche Erschwernisse eigenständig bewältigt werden (z.B. Umgang mit Barrieren, Umgang mit Misserfolgserlebnissen). Da sich die soziale Kompetenz nicht vordergründig über Wissen, sondern über das Handeln, den Umgang und die Begegnung mit anderen Menschen entwickelt, ist das Zusammenleben in einer Trainingswohngruppe für die Entwicklung einer größtmöglichen Selbstständigkeit besonders förderlich.

Auch für die Ausbildung und Weiterbildung der lebenspraktischen Kompetenz bildet das Leben der sehbeeinträchtigten Jugendlichen in einer Trainingswohngruppe eine wichtige Grundlage. Hier sind die Jugendlichen aufgefordert, sich mit der Organisation des Alltages, der Strukturierung des Tagesablaufes, der Haushaltsführung und Budgetverwaltung, individuell und im Miteinander auseinanderzusetzen. Darüber hinaus soll die Fähigkeit gestärkt werden, ohne Aufforderung mit Hilfsmitteln umzugehen.